CMS 2021 – die 3 wichtigsten CMS-Trends und Entwicklungen 2021

Der Markt für Web Content-Management-Systeme (CMS) ist 2021 im Wandel. Viele neue Entwicklungen und Schlagworte wie Headless und Content-Driven-Commerce verändern die Anbieter-Landschaft und die Ökosysteme rund um Open Source CMS und kommerzielle CMS-Hersteller. Wer sind die Gewinner dieser Entwicklung? Wer die Verlierer? Welche alten Spieler am CMS-Markt werden immer bedeutender? Welche Technologien treiben die Entwicklung voran?

Passendes CMS schnell finden

Wer jetzt gerade ein CMS für sein (neues oder altes) Projekt sucht, findet über den interaktiven Vergleich: „Welches CMS ist das beste für mein Projekt?“ am schnellste die richtige Antwort. Die aktuellen Analysen dieses Artikels sind in den Ratgeber eingeflossen. Für alle anderen gibt es hier den Überblick über die drei wichtigsten CMS-Entwicklungen 2021.

WordPress ist und bleibt King

Dutzende neue CMS und Technologien kommen jedes Jahr auf den Markt, Wettbewerber bauen ihr Feature-Set aus, aber dennoch schafft es keiner, Platzhirsch WordPress vom Thron zu stoßen.

Im Gegenteil: Im März 2021 konnte WordPress seinen sowieso schon überragenden Marktanteil unter den CMS auf über 40 % ausbauen! [1] Zum Vergleich: 2015 lag dieser Wert noch bei circa 23 %, 2011 noch bei 13 %. Gerade für kleinere und mittelgroße Projekte bleibt das Open Source CMS damit immer noch die erste Wahl und überholt dieses Jahr sogar die Zahl der Seiten, die ohne CMS gebaut werden. Bis 2025 könnte WordPress das Backend für die Hälfte aller Internet-Seiten werden. [2]

Mancher mag argumentieren, dass dies nur am bereits vorhandenen riesigen Ökosystem liegt, das mit über 50.000 Plugins, einer Armada an verfügbaren Freelancern und Agenturen, sowie Tutorials, Quellen und Marketing-Tools in der CMS-Welt ungeschlagen ist. Natürlich ist das ein gewichtiges Argument, das für WordPress spricht, aber man muss dem CMS auch zugutehalten, dass in den letzten Jahren auch massive Verbesserungen an der Software vorgenommen wurden.

Der neue Gutenberg-Editor zum Beispiel, wird zwar auch von vielen alteingesessenen WordPress-Fans kritisiert, verbessert für Einsteiger aber die Authoring-Experience, die bisher vielleicht nur ähnlich intuitive Block-Editoren, wie z.B. den bekannten Medium-Editor gewohnt waren. Seit der Version 5.7 „Esperanza“, gibt es sogar eine Drag-and-Drop-Funktion, mit der man Blöcke einfach an die passende Stelle ziehen kann.

Das Plugin-System hat immer noch seine Kehrseiten und auch 2021 sehen wir bereits erste Angriffsvektoren durch Plugins, die wieder Millionen von Webseiten betreffen. [3] Erinnerungen werden wach, an den Hack des Revolution-Slider-Plugins, der übrigens zum Leak der berüchtigten Panama-Papers führte.[4] Darin sieht man auch schon, dass WordPress zwar für jeden Einsteiger geeignet ist, aber ohne professionellen Support, die eigene Seite schnell zum Hacker-Ziel werden kann.

TLDR / Fazit

WordPress bleibt King und wer darauf setzt, kann sich sicher sein, die nächsten Jahre im größten und lebendigsten Web-Ökosystem der Welt zu agieren. Man sollte mit keinem anderen System schneller und einfacher Out-of-the-box-Lösungen finden. Sicherheit bleibt jedoch Problemthema Nr. 1 für WordPress. Gerade große Mittelständler und Enterprise sollten (im Bereich der traditionellen CMS) daher weiter bei den schweren Geschützen wie Drupal, TYPO3, Neos oder AEM bleiben.

Content und E-Commerce sind Eins

Personalisierte, Content-getriebene Kundenerlebnisse werden (auch aufgrund Covid) zum Pflichtprogramm für viele E-Commerce-Anbieter. Es reicht nicht mehr seine Produkte in einen Online-Shop zu packen und nebenher noch einen Blog zu betreiben.

Kunden, die bisher für Beratung vielleicht immer noch in ein lokales Geschäft gingen, sind jetzt auf integrierte Online-Informationen im Rahmen des Shopping-Erlebnisses angewiesen. Moderne CMS vereinen Content mit Produkten und Dienstleistungen und machen Content zum E-Commerce-Treiber. Dazu zählen Features wie:

  • Integrierte Chatsysteme und KI-basierte Chatbots, die direkte Beratung auf der Plattform ermöglichen, wie z.B. von HubSpot CMS Hub angeboten.
  • Enge Verzahnung von Content und E-Commerce-Modulen durch Anbindung des CMS an E-Commerce-Systeme, leistungsstarke E-Commerce-Plugins oder PIM-Systeme. Produktdaten sollten zum Beispiel für Autoren während der Content-Erstellung verfügbar sein und automatisch upgedatet werden.
  • Integrierte Personalisierungsfunktionen direkt im CMS, wie sie zum Beispiel AEM anbietet.
  • Integrierte Conversion-Optimierung wie A/B-Tests

TLDR / Fazit

E-Commerce muss 2021 noch Content-getriebener werden, um die wachsenden Herausforderungen – vor allem für beratungsintensive Produkte und Dienstleistungen – zu meistern. Dazu zählen: Integrierte Chatsysteme, Personalisierung, Conversion-Optimierung und die enge Verzahnung von Content und Produktdaten.

Headless und der JAMStack

Headless CMS schießen wie die Pilze aus dem Boden und Begriffe wie JAMStack, GraphQL, Markdown, React, Vue und Komponenten-basierte Entwicklung dominieren die „hippe“ Webszene. Die moderne Webentwicklung ist fest im Klammergriff der sich immer schneller drehenden JavaScript-Welt und wer hier nur Bahnhof versteht, dem dient dieser kurze Überblick über die aktuelle Entwicklung:

Headless

Headless ist ein CMS, das keine eigenen HTML-Webseiten generiert, die sich Nutzer ansehen könnten und daher auch keine Templates oder Designs bereitstellt. Stattdessen werden die Inhalte über eine API ausgeliefert. Die Idee dahinter ist, dass die Inhalte so von vielen verschiedenen Anwendungen konsumiert werden können, wie z.B. mehreren unterschiedlichen Webseiten, Single-Page-Anwendungen, aber auch mobilen Apps, oder gar IoT-Geräten und sprachgesteuerten Systemen wie Amazons Alexa. Oft sind die Webseiten, die Headless CMS nutzen, sogenannte JAMStack-Seiten.

JAMStack

Der Begriff steht für JavaScript, API und Markup. Die Grundidee ist recht einfach: Nicht ein monolithisches CMS mit Datenbank, Autoren-Backend und Frontend-Templates erzeugt die Webseiten, sondern ein Page-Builder wie Gatsby oder Next.js, der seine Daten aus einer API bezieht und mithilfe von Markup-Dateien (z.B. in Markdown oder HTML) daraus fertige Webseiten generiert. Diese Seiten werden nicht dynamisch zur Aufrufzeit generiert, sondern vorher in einem separaten Schritt gebildet und dann abgespeichert. Wenn sich Daten ändern, wird dieser Schritt wiederholt. Als API und Datenlieferant dient meist hauptsächlich ein Headless CMS.

Dieses Vorgehen erlaubt das Hosting der fertigen, zum Build-Zeitpunkt erstellten HTML-Seiten in einem globalen CDN und die blitzschnelle, weltweite und kosteneffiziente Auslieferung der Webseite an die Endkunden. In Zeiten, in denen die Ladezeit der Webseite die mobile User Experience, das SEO-Ranking und die eigene Conversion Rate massiv beeinflusst, wird dies zum obersten Verkaufsargument der JAMStack-Bewegung. Darüber hinaus gewinnt man natürlich große Sicherheitsvorteile, wenn man auf die dynamische Generierung von Webseiten verzichtet, weil SQL-Injections so gut wie unmöglich werden (Siehe WordPress oben…).

Zukunft

Headless CMS erfahren ein massives Wachstum und sind dabei den CMS-Markt 2021 und darüber hinaus massiv umzuwälzen. Mit einer prognostizierten jährlichen Wachstumsrate von über 22 % pro Jahr auf ein Marktvolumen von 1,6 Milliarden Dollar werden sie Zukunft eine bedeutende Rolle spielen und viele ältere Wettbewerber aus dem Markt verdrängen.[5] Gerade durch die zunehmende Bedeutung von Multi-Channel-Experiences, wie mobilen Apps und IoT-Geräten, wird ein zentraler Content Hub, wie ihn nur ein Headless CMS bietet, essenziell.

Dennoch hat sich 2019 und 2020 gezeigt, dass der JAMStack und Headless nicht die allein seligmachende Lösung sind und eigene Probleme mitbringen. Insbesondere die strikte Trennung von Authoring und Frontend-Entwicklung stellt für Design-orientierte Autoren-Teams ein großes Problem dar, das reine Headless-Anbieter wie zum Beispiel Contentful noch nicht gelöst haben. Hier bieten Alternativen wie Storyblok bereits Abhilfe, indem sie WYSIWYG und Inline-Editing ein Stück weit in die Headless Welt hineinbringen.

Auch Hybride CMS wie zum Beispiel Craft CMS im E-Commerce, FirstSpirit im Enterprise-Bereich und inzwischen auch WordPress können hier Vorteile gewinnen, weil sie zwar ein Frontend besitzen, aber eben auch eine API für den Headless-Einsatz. Außerdem können Redakteure so in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und müssen sich nicht an neue User-Interfaces gewöhnen, wenn das bisher verwendete traditionelle CMS auch Headless verwendet werden kann.

Viele reine Headless CMS sind momentan auch nur als SaaS-Produkte der jeweiligen Hersteller verfügbar – Self-Hosted-Systeme und Open Source wie z.B. Strapi sind noch Mangelware. Das hat zwar einerseits den großen Vorteil, das man sich Hosting, Wartung und Konfiguration des Systems spart, aber auch den Nachteil, dass man an einen Anbieter gebunden ist und sich von diesem abhängig macht (Vendor-Lock-In). Gerade bei wachsenden Projekten kann einem dann doch das ein- oder andere Feature fehlen, das man dann nicht einfach schnell „nachrüsten“ kann. Selbst wenn der SaaS-Anbieter sehr viele Features und Leistungen im Angebot hat, muss man dazu oft auf sehr kostspielige Enterprise-Pakete umsteigen, die plötzlich in einer ganz anderen Preisliga spielen, als das ursprüngliche Einstiegspaket.

TLDR / Fazit

Headless CMS sind neben WordPress der am schnellsten wachsende Sektor im CMS-Bereich. Wer sie nicht auf dem Schirm hat, verpasst eine großartige Zukunftstechnologie für Multi-Channel-Anwendungen und den mobilen Markt. Die problematische Authoring-Experience vieler Headless CMS wird 2021 zum Key Differentiator für viele noch junge Headless-Systeme werden. Der Mangel an Open-Source und selbstgehosteten Projekten wird viele Unternehmen weiter zu hybriden CMS wie Craft, Drupal oder WordPress greifen lassen.

[1] https://w3techs.com/technologies/history_overview/content_management/all/y

[2] https://t3n.de/news/2025-50-prozent-wordpress-marktanteil-verbreitung-1341872/

[3] https://t3n.de/news/wordpress-sicherheitsluecken-1356976/

[4] https://www.wordfence.com/blog/2016/04/panama-papers-wordpress-email-connection/

[5] https://www.businesswire.com/news/home/20210219005435/en/1.62-Billion-Headless-CMS-Software-Market-Forecast-to-2027—Global-COVID-19-Impact-and-Analysis-by-Deployment-Type-and-Enterprise-Size—ResearchAndMarkets.com